Nach über fünf Jahren beim SV Hörzhausen: letzte Einheit von Alexander Gazdag als Spielertrainer des A-Klassisten
Hörzhausen – Eigentlich hätte es nicht mehr sein müssen, denn Pflichtpartien stehen in diesem Kalenderjahr nicht mehr für sie auf dem Programm.

Und trotzdem ging auf dem Hörzhausener Fußballplatz am Donnerstagabend nochmals das Flutlicht an – weil die SVH-Kicker einfach Lust auf einen schönen Abschluss hatten. Beziehungsweise auf eine allerletzte Einheit gemeinsam mit Alexander Gazdag, der seit dem Sommer 2015 als ihr Spielertrainer gewirkt hatte. Keine Frage, eine lange Zeit – in der man sich bestens kennenlernte, in der man enge Freundschaften schloss. Aber der 32-Jährige möchte nun eben in sportlicher Hinsicht den nächsten Schritt gehen, deshalb wird er nach der Winterpause als Chefcoach beim Kreisklassisten TSV Kühbach fungieren. Zweifellos ein nachvollziehbarer Schritt. Aber aus Sicht der Hörzhausener eben auch ein trauriger.
Also kam in der letzten Einheit mit ihrem Alex eine Menge Wehmut auf. Wobei die SVH-Kicker vor allem eines in seine Richtung ausdrücken wollten – nämlich Dankbarkeit. Riesengroße Dankbarkeit für die Jahre miteinander. Gazdags Arbeitsnachweis beim SVH: 121 Punktspiele als verantwortlicher Trainer, dabei 190 gewonnene Zähler, was einen Schnitt von 1,57 pro Match ergibt. „Das kann man ganz gut so stehen lassen“, so der 32-Jährige mit einem zufriedenen Lächeln. Zudem gelangen ihm 53 Treffer in den 110 Spielen, in denen er selbst auf dem Platz stand. „Tja, das hört sich ebenfalls nicht schlecht an“, meint Gazdag dazu: „Zumal ich ja überhaupt kein gelernter Stürmer bin, sondern eher im Mittelfeld agiere. „
Wie kam’s, dass er einst nach Hörzhausen wechselte? „Die Frage ist berechtigt, denn eigentlich hatte ich dieses Dorf zuvor überhaupt nicht gekannt“, gibt Gazdag lächelnd zu. Aber weil sein Schwiegervater aus Gachenbach schon damals den SVH-Abteilungsboss Richard Fischer als „guten Spezl“ hatte und diesem oftmals von Alexanders fußballerischen Fähigkeiten bei dessen Heimatklub TSV Arnbach (Gemeinde Schwabhausen, Landkreis Dachau) in der Kreisliga München I erzählte, kam 2015 doch ein Kontakt zustande. Man beschnupperte sich, man lernte sich kennen – bis Gazdag Ja bei den Rotweißen sagte.
Dass es in all den Jahren danach beim SVH mit dem ganz großen Coup – also den Sprung hoch in die Kreisklasse – nicht klappte: Der 32-Jährige wirkt nicht traurig darüber. „Wir hatten ja trotzdem viel Erfolg miteinander“, so seine Meinung. In der Tat: Zweimal landeten die Hörzhausener mit ihm auf Rang drei in der A-Klasse, einmal langte es zu Platz vier in der Abschlusstabelle – und dass der SVH zudem einmal Zweiter beziehungsweise einmal Dritter bei der inoffiziellen Altlandkreismeisterschaft in der Schrobenhausener Dreifachsporthalle wurde, verbucht Gazdag ebenfalls als „unvergessliche Erlebnisse“ für ihn selbst sowie den gesamten Klub.
Hätte er es 2015 für möglich gehalten, über fünf Jahre bei den Hörzhausenern zu arbeiten? Achselzucken bei ihm: „Diesen Gedanken machte ich mir damals einfach nicht. Ich wollte so lange hier bleiben, so lange es mir Spaß macht – und mir hat es hier immer Spaß gemacht. “ Das Ganze führte sogar so weit, dass Gazdag mittlerweile zu einem stolzen Bürger des Altlandkreises Schrobenhausen wurde. „Ja, seit rund eineinhalb Jahren wohne ich jetzt in Gachenbach“, erzählt er mit einem zustimmenden Nicken: „Ich bin in dieser Gegend komplett angekommen, ich bin hier heimisch geworden. „
Nicht einmal sieben Kilometer sind es von seinem Haus bis zum SVH-Vereinsheim. Bis zum Gelände seines neuen Klubs, dem TSV Kühbach, wird der einstige Arnbacher gar nur fünf Kilometer fahren müssen. Aber nicht nur deswegen freut er sich riesig auf seine zukünftige Aufgabe: „Der TSV ist ein gestandener Verein mit einer gigantischen Anlage. Zudem besitzt er personell ein hohes Potenzial, in seinem Kader befindet sich eine Vielzahl an jungen Akteuren – das muss das Herz eines jeden Trainers doch höher schlagen lassen. „
Dass die Kühbacher aktuell nur an zehnter Stelle in der Kreisklasse Aichach liegen, dass in der Restsaison 2019/21 also keine Wunderdinge mehr mit ihnen möglich sein werden – gerade das ist für Gazdag ein Grund, schon jetzt zum TSV zu wechseln: „Dadurch haben wir nach der Winterpause bis zur Sommerpause viel Zeit, uns ohne großen Druck kennenzulernen. Die Mannschaft muss sich ja erst an meine Fußballphilosophie gewöhnen, ebenso wie ich mich an ihre – und anschließend können wir mit viel Schwung gemeinsam in die Saison 2021/22 starten. „
Was der 32-Jährige konkret mit den Kühbachern vorhat? „Ganz einfach das Bestmögliche“, antwortet der Spielertrainer mit einem breiten Grinsen ins Gesicht – ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Nur so viel: „Ich habe in den vergangenen Jahren immer davon geträumt, mal mit den Hörzhausenern aufzusteigen – und ab sofort werde ich eben davon träumen, es mit den Kühbachern zu tun. “ Allerdings sei er nicht der Typ, der mit viel Geld zu großen Erfolgen kommen möchte. „Wenn, dann nur mit Spielern aus dem eigenen Ort, aus der eigenen Gemeinde“sagt Gazdag klipp und klar: „Und wenn das nicht sofort gehen sollte, wäre das eben so. Dann bauen wir eben langfristig etwas Gutes auf. „
Sein Motto als Trainer? Der einstige Arnbacher überlegt nicht lange: „Ich will jeden einzelnen Spieler von mir ein Stückchen besser machen – auch wenn das ein bisschen kitschig klingt. Und wenn mir das gelingt, kommt der Erfolg von ganz allein. „
So wie eben beim SVH, aus dem er in all den Jahren einen gestandenen A-Klassen-Verein gemacht hat. Einen, bei denen zudem Werte wie Kameradschaft und Zusammenhalt eine Menge zählen. Womit wir wieder bei Gazdags letzter Einheit als verantwortlicher Hörzhausener Trainer wären: Alle anwesenden Kicker ließen es sich dabei nicht nehmen, eigens angefertigte T-Shirts („Oa Familie“; „DANKE! „) zu Ehren ihres scheidenden Coaches zu tragen. „Eine Super-Aktion“, so dessen begeisterter Kommentar hierzu. Ja, der 32-Jährige wirkte an jenem Abend durchaus gerührt. Dass er in der Mannschaftskabine zudem zwei seiner Fußballschuhe an den berühmten Nagel hängen durfte („Die bleiben jetzt auch dort“), machte den besonderen Abend sogar noch außergewöhnlicher.
Und wer weiß, eventuell benötigt Gazdag die dagelassenen Adidas-Treter ja irgendwann wieder – falls es zu einer Rückkehr zum SVH kommen sollte? „Schaun mer mal, was meine Muskeln und Knochen in den nächsten Jahren machen“, sagt der Bald-Kühbacher dazu kurz. Aber er irgendwann völlig ohne Fußball? Es wirkt unvorstellbar. So ist Gazdag zwar froh, dass aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen nun ein kompletter Schlussstrich unter das Fußballjahr 2020 gezogen wurde – „und ja, auch mir selbst tut es gut, ein bisschen durchzuschnaufen“ – aber so wirklich viele Hobbys außer dem Kicken habe er nach genauerem Nachdenken in der Tat nicht, wie er lächelnd zugibt. Die Folge: Es dürfte für ihn schon bald wieder rausgehen, um sich durch Läufe fitzuhalten. „Die Feldwege und Straßen rund um Gachenbach kenne ich übrigens schon jetzt“, verrät der er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Quelle: Roland Kaufmann, in: Schrobenhausener Zeitung vom 02.11.2020; Foto: SVH